Ein Workshop im Rahmen der DeLFI 2017
5.September 2017
Ziel des Workshops ist es einen wissenschaftlichen Dialog über die Anforderungen, Formen und Potenziale des Einsatzes von Lerntechnologien unmittelbar im Arbeitsprozess zu beginnen. Der Workshop knüpft damit unmittelbar an den Workshop „Technologiegestütztes Lernen im Arbeitsprozess am (digitalen) Arbeitsplatz“ aus dem Jahr 2016 an und setzt die Reihe der Workshops zu „Web2.0 in der beruflichen Aus- und Weiterbildung“ (DeLFI 2011 - 2013) fort.
In diesem Bereich ergibt sich ausgehend von den zu beobachtenden Entwicklungen ein enormer Bedarf an neuen Formen der Gestaltung von Lernen und Wissenserwerb in dem der Einsatz von Technologien viele Potenziale bietet. Bedeutsame Entwicklungen sind die zunehmende Digitalisierung von Geschäfts- und Produktionsprozessen sowie die flexiblerer an den Kunden orientierte Gestaltung von Dienstleistungsangeboten, häufig unter dem Schlagwort Industrie 4.0 zusammengefasst, die zunehmende Globalisierung und steigende Transparenz über Angebote der Unternehmen. All diese Aspekte führen zu sich stetig ändernden Anforderungen an die Erwerbstätigen. Praktische Fähigkeiten können durch die Digitalisierung der Arbeits- und Produktionsprozesse in den Hintergrund treten wohingegen Fähigkeiten zur Kontrolle und schnellen und kompetenten Beurteilung von (kritischen) Situationen im Arbeitsprozess bedeutsamer werden. Gleichzeitig bietet die Digitalisierung aber auch eine Unterstützung der praktischen Tätigkeiten, in dem über kollaborative Elemente und Arbeitsorganisationstools der Arbeitsprozess strukturiert und gesteuert werden kann. Das in komplexen beruflichen Situationen notwendige Wissen kann in seiner Breite nicht mehr vorab erworben werden, sondern muss vielmehr situationsbezogen zur Verfügung gestellt werden. Zugleich spielt Erfahrungswissen eine größere Rolle.
Diesen Anforderungen entsprechend sind angepasste Lernformen und eine Technologie-unterstützung notwendig. Weiterbildung der Mitarbeiter/innen erfolgt schon heute zu großen Teilen in informeller Form, d.h. über Erfahrungen, die im betrieblichen Kontext in Arbeitshandlung gesammelt werden. Verschiedene Formen des informellen beruf-lichen Kenntniserwerbs sind weit verbreitet. So berichtet der Weiterbildungsbericht z.B. von 35% der Beschäftigten, die mittels berufsbezogener Fachliteratur lernen, und von 38%, die durch Beobachten und Ausprobieren am Arbeitsplatz lernen. Die Nutzung von digitalen Lernangeboten ist noch deutlich geringer. Informelles Lernen ist u.a. dadurch gekennzeichnet, dass es ein wenig bewusster Prozess ist. Lerntechnologien können Maßnahmen zur Unterstützung dieser Lernformen bieten, beispielsweise indem die Aufmerksamkeit auf den Lernprozess gelenkt wird oder die Reflexionsfähigkeit gestärkt wird.
Verschiedene Technologien können dabei zum Einsatz kommen. Eine Adaptierung von Lernprozessen und Lerninhalten und damit eine Individualisierung und Kontextualisie-rung sind möglich. Sie basieren auf Wissen über den Lernenden selbst (z. B. mittels Learning Analytics) oder über den Status des Arbeitsprozesses in den der Lernende eingebunden ist (z. B. mittels Sensorik im Zusammenhang von Industrie 4.0). „Smart (Learning) Environments“, „Augmented Reality“-Anwendungen und mobile Lernan-wendungen können unmittelbar am Arbeitsplatz Verwendung finden.
Dem Einsatz neuer Lerntechnologien stehen in der Praxis oft Hindernisse entgegen. Entlohnungsregelungen z. B. in Form von Leistungs- oder Akkordlöhnen zählen dazu genauso wie eine geringe Akzeptanz des Lernens am Arbeitsplatz oder Aspekte des Datenschutzes oder der Datensicherheit. Lösungsansätze zur Überwindung dieser Hindernisse, u.a. durch eine adäquate Stoffauswahl oder Design gemäß des Positive Computing Paradigmas erlauben es jedoch Unternehmen zu Lernenden Organisationen zu formen.
Der Workshop soll Gelegenheit bieten, Beispiele, Erfahrungen und Ergebnisse bezogen auf dem Einsatz digitaler Lerntechnologien innerhalb von Arbeitsprozessen auszutauschen und zu diskutieren.
Themengebiete
Beiträge in einem oder mehreren der folgenden Themengebieten sind willkommen, sofern sie jeweils einen deutlichen Anwendungsbezug zum Lernen im Arbeitsprozess bzw. am Arbeitsplatz aufweisen:
- Informationstechnische Technologien, Methoden und Anwendungen
- zur Unterstützung des Lernens an unterschiedlichen Arbeitsplätzen,
- zur Unterstützung des informellen Lehren und Lernens im Arbeitskontext,
- zur Unterstützung der informellen Wissenskooperation im Arbeitskontext,
- zur Individualisierung und Kontextualisierung der Wissensbereitstellung am Arbeitsplatz,
- zur Qualifizierung besonderer Zielgruppen im Arbeitskontext.
- Rahmenbedingungen für den Einsatz von Lerntechnologien am Arbeitsplatz
- Anreizsysteme und Management-Strategien,
- Lernkulturen und Ansätze des Lernkulturwandels,
- Rechtliche Aspekte wie Datenschutz und Betriebsvereinbarungen,
- Arbeitsorganisatorische Aspekte,
- Medienkompetenz als Herausforderung und Lernziel,
- Qualitätssicherung und Lernbegleitung
- Fallbeispiele für das technologiegestützte Lernen im Arbeitskontext
- Medienpädagogische und Medienpsychologische Aspekte
- Methoden und Ergebnisse zur Evaluation von informationstechnologisch unterstützten Lernprozessen am Arbeitsplatz
- Technologische Grundlagen für Lerntechnologien am Arbeitsplatz
- Mensch – Technik Schnittstellen,
- Adaptivitätsmechanismen,
- Learning Analytics,
- Architekturen für Mobile Computing,
- Verteilte Softwarearchitekturen,
- Mechanismen für Retrieval von Lerninhalten
Beiträge sollen im LNI-Format eingereicht werden und sechs Seiten nicht überschreiben.
Die Einreichung der Beiträge erfolgt über das Conftool der DeLFI 2017.
Workshopband
Die Workshop-Beiträge sollen nach Möglichkeit in Abstimmung mit der Hauptkonferenz in einem Workshop-Band oder in einem Open Archive veröffentlicht werden.
Termine
Der Workshop muss dieses Jahr leider entfallen!
Workshoporganisation
- Dr. Thomas Prescher (Pädagogik, Technische Universität Kaiserslautern)
- Dr. Christoph Rensing (Multimedia Kommunikation, Technische Universität Darmstadt)
- Nils Malzahn (Rhein-Ruhr Institut für angewandte Systeminnovation e.V.)
- Dr. Carsten Ullrich (DFKI GmbH, Berlin)
Programmkomitee
- Prof. Dr. H. Ulrich Hoppe (Informatik und angewandte Kognitionswissenschaft, Universität Duisburg-Essen)
- Prof. Dr. Thomas Köhler (Berufspädagogik und Berufliche Didaktiken,Technische Universität Dresden)
- Nils Malzahn (Rhein-Ruhr Institut für angewandte Systeminnovation e.V.)
- Dr. Thomas Prescher (Pädagogik, Technische Universität Kaiserslautern)
- Dr. Christoph Rensing (Multimedia Kommunikation, Technische Universität Darmstadt)
- Prof. Dr.-Ing. Djamshid Tavangarian (Universität Rostock)
- Dr. Carsten Ullrich (DFKI GmbH, Berlin)
Für Fragen oder Anregungen wenden Sie sich bitte an