Workshop im Rahmen der DeLFI 2015
1. bis 4. September 2015
Ziel des Workshops ist die Fokussierung und Belebung der Diskussion um die Weiterentwicklung und Integration von innovativen informationstechnischen Technologien in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Der Workshop setzt damit die Reihe der DeLFI-Workshops zu „Web2.0 in der beruflichen Aus- und Weiterbildung“ (DeLFI 2011 - 2013) konsequent fort und erweitert das Themenfeld über Web2.0 und E-Learning hinaus.
Die Anreicherung und Neukonzeption von Qualifizierungsangeboten in der beruflichen Aus- und Weiterbildung mit informationstechnischen Technologien ist mit einer Reihe von Vorteilen verbunden. So lassen beispielsweise „Smart (Learning) Environments“ oder „Augmented Reality“-Anwendungen das kostengünstige und gefahrlose Experimentieren in arbeitsplatztypischen (Planungs-) Prozessen zu. Die Nutzung aktueller Web-Technologien gestattet Abruf und Gestaltung dynamischer Inhalte, Interaktivität, Kommunikation, Vernetzung und Selbstdarstellung. Mobile Endgeräte und breitbandige Netzzugänge erlauben dies alles weitestgehend orts- und zeitunabhängig. Situatives Lernen erfährt eine neue Bedeutung.
So sollen die Attraktivität beruflicher Weiterbildung erhöht, die Motivation zur Teilnahme gesteigert sowie die Nutzung vereinfacht werden. So sollen neue Zugänge und Lernformen für die unterschiedlichen Zielgruppen der beruflichen Qualifizierung geschaffen werden, welche die Weiterbildung nicht mehr auf das bisher übliche formelle Lernen und Präsenzveranstaltungen reduzieren.
Zu diesen und anderen Fragestellungen existieren schon Forschungsarbeiten in anderen Bereichen z. B. im Bereich allgemeinbildenden Schulen und Hochschulen (vgl. z. B. Workshops zu E-Learning 2.0 auf DeLFI-Tagungen 2007-2010, sowie zu Mobile Learning und MOOCs). Allerdings lassen sich die Ergebnisse dieser Forschungsarbeiten nicht einfach übertragen, da die Einbindung der Lernenden und teilweise auch Lehrenden in die jeweiligen Betriebe spezifische Herausforderungen mit sich bringen (vgl. [SVEA10]). So wird beispielsweise in Hochschulen und allgemeinbildenden Schulen i.d.R. frei zugängliches Wissen vermittelt, so dass ein Teilen dieses Wissens keinen weiteren Beschränkungen unterliegt. Dies ist im Bereich von beruflicher und insbesondere betrieblicher Weiterbildung nicht der Fall. Unternehmen fürchten häufig den Verlust von Wettbewerbsvorteilen durch im Rahmen der Öffnung der Lernprozesse (vgl. [SVEA10]) oder setzen ihre Prioritäten auf die Erwirtschaftung unmittelbarer Gewinne, statt Weiterbildung. Es sind also Vorbehalte zu überwinden bzw. zu berücksichtigen, die einen freien Informationsfluss einschränken.
Gegenstand moderner Lehr-/Lernplattformen und -umgebungen ist nicht mehr nur die Organisation und Bereitstellung von technischen Infrastrukturen für das fokussierte gemeinsame Lernen, sondern auch nachhaltige Schaffung von Community-Strukturen. So sollen auch informelle Lernprozesse anstoßen werden. Die Evaluation dieser Prozesse ist von zentraler Bedeutung, da auf dieser Basis eine stetige Weiterentwicklung (z. B. im Hinblick auf Einfachheit der Benutzung, Zuverlässigkeit und Akzeptanz) der vorgeschlagenen Lehr- und Lernformen erreicht werden kann. Die Mehrwert-Funktionen insbesondere der Plattformen, die auf eine starke aktive Beteiligung der Lernenden am Lernprozesse anderer Lernender angewiesen sind (z. B. MOOCs, Web2.0-Prozesse, kollaboratives Lernen i.A.) können nur dann zum Tragen kommen, wenn genügend Anreize zur Beteiligung vorhanden sind.
Ein weiterer Aspekt, der spezifisch für die berufliche Weiterbildung ist, sind die verhältnismäßig kurzen Zeiträume (zwischen 1 und 14 Tagen), in denen Wissen vermittelt wird. Längere Kurse sind – falls sie überhaupt durchgeführt werden – in Blöcke mit relativ langen Unterbrechungen aufgeteilt. Hier können webbasierte Technologien einerseits helfen, mehr Flexibilität zu schaffen, andererseits wird es schwieriger, kooperative Gruppen- und Lernprozesse zu initiieren und zu managen.
Neben den organisatorischen Aspekten der Lernprozesse sind im Hinblick auf die Notwendigkeit der Zertifizierung auch Ansätze für die Qualitätssicherung der Weiterbildungsangebote relevant. Ebenso wichtig für eine Zertifizierung wie auch andere Belange ist die Erfassung, Auswertung und Darstellung der Aktivitäten der Lernenden im Rahmen der Lernprozesse. Hier sind neben den allgemeinen datenschutzrechtlichen Prinzipien die besonderen Erfordernisse durch Betriebsvereinbarungen und Betriebsräte zu berücksichtigen.
Mit unserem Workshop-Vorschlag zielen wir u.a. auf Projekte aus den aktuellen BMBF-Förderprogrammen zum Einsatz digitaler Medien in der beruflichen Bildung und zur Stärkung der Medienkompetenz für eine zukunftsorientierte Medienbildung in der beruflichen Qualifizierung, aber auch auf die Querschnittsthemen wie betriebliches „Kompetenzmanagement im demografischen Wandel“. Zurzeit sind dies über 50 laufende Projekte [QD2014] mit deutlich unterschiedlichen Zielbereichen, Ansätzen und Untersuchungsperspektiven. Zudem lässt die Ausschreibung des BMBF (DIMEBB2) (aus Okt. 2014) in diesem Bereich einen noch steigenden Bedarf für Gelegenheiten zum wissenschaftlichen Austausch erwarten.
Themengebiete
- Informationstechnische Technologien zur Unterstützung lebenslangen Lernens in Unternehmen
- Einsatz informationstechnischer Technologien in der Lernortkooperation im Rahmen dualer Ausbildungsgänge
- Werkzeuge zur Unterstützung des informellen Lehren und Lernens im Arbeitskontext
- Informelle Formen der Wissenskooperation in der beruflichen Bildung (z. B. in Communities)
- Anreizsysteme und Management-Strategien für den Einsatz von informationstechnischen Technologien in der beruflichen Aus- und Weiterbildung
- Medienpädagogische Aspekte des Einsatzes von Informationstechnologien in der beruflichen Aus- und Weiterbildung
- Methoden und Ergebnisse zur Evaluation von informationstechnologisch unterstützten Lernprozessen in der beruflichen Bildung
- Nutzung informationstechnischer Technologien für die Qualifizierung besonderer Zielgruppen im Arbeitskontext
- Fallbeispiele für das computergestützte Lernen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung
- Medienkompetenz als Herausforderung und Lernziel Technologie-basierter Lehre
- Herausforderungen, Mehrwerte und Methoden der automatisierten Analyse von Lernprozessen in der beruflichen Aus- und Weiterbildung (i.S. Learning Analytics)
- Herausforderungen, Mehrwerte und Instrumente zur Öffnung von innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildungsprozessen
- MOOCs und Open Educational Resources (OER) in der beruflichen Bildung
- Smart Environments in der beruflichen Bildung
- Rahmenbedingungen für den Einsatz von Informationstechnologien in der beruflichen Bildung, z.B. Datenschutz, Datensicherheit, Arbeitszeitmodelle
Einreichung und Form der Beiträge
Es ist ein gemeinsamer Workshopband der DeLFI 2015 geplant. Die maximal 6-seitigen Beiträge sind daher im LNI-Format (April 2015) einzureichen. Da es sich um einen Workshop handelt sind Berichte über laufende Forschungsvorhaben genauso willkommen wie Beiträge zu abgeschlossenen Forschungsarbeiten.
Die Einreichung erfolgt über das Konferenzsystem der DeLFI 2015
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Termine
22.06 | Frist für die Einreichung von Beiträgen |
09.07. | Benachrichtigung über die Annahme von Beiträgen |
31.07. | Frist für die Einreichung der endgültigen Fassung der Beiträge |
01.09. | Workshop in München |
Programmkomitee und Organisation
- H. Ulrich Hoppe (Universität Duisburg-Essen)
- Thomas Köhler (Technische Universität Dresden)
- Thomas Prescher (Technische Universität Kaiserslautern)
- Christoph Rensing (Technische Universität Darmstadt)
- Nils Malzahn (Rhein-Ruhr Institut für angewandte Systeminnovation e.V.)
Für Fragen oder Anregungen wenden Sie sich bitte an